Referierten im Rathaus (v.l.): Kenny Greber (SP), Simon Vogel (Grüne), Domenic Denoth (Helion), Roger Langenegger (Solarify), Roman Eppenberger (SENS eRecycling), Marco Rüegg (GLP), Michael Weber (Power+), Ilona Gähwiler und Vinzenth Wieser (beide Ampere Dynamic). zVg
31.08.2023 13:45
Solaroffensive bringt viel Arbeit für den Thurgau
Herausforderungen und Lösungen zum beschleunigten Ausbau von Solarstrom
Die Thurgauer Solarinitiative für eine Solar-Offensive in unserem Kanton wurde am 12. Mai 2023 gestartet durch die Thurgauer Ökoallianz, bestehend aus den Grünliberalen, den Grünen und der SP.
Frauenfeld Im Frauenfelder Rathaus präsentierten Experten fünf praxisbezogene Referate. Mit einem beschleunigten Ausbau kann die Solarenergie, zusammen mit Wasser- und Windenergie, beim Wegfall der AKW ab 2035 den steigenden Strombedarf decken. Batterien in Elektrofahrzeugen, in Gebäuden und Netzen sorgen für Kurzzeitspeicherung und Netzstabilität. Längerfristig kann der PV-Stromüberschuss - welcher vor allem im Sommer vorhanden sein wird - nutzen zur Erzeugung von Wasserstoff und synthetischen Kraftstoffen, welche einerseits als Langzeitspeicher dienen und für die Luftfahrt verwendet werden können.
In Frauenfeld realisiert derzeit die Firma Hugelshofer Logistics ein Leuchtturmprojekt für die E-Mobilität im Güterverkehr. Bis im Jahr 2030 sollen rund 70 Elektro-Lastwagen im Einsatz stehen. Diese werden vor allem nachts eingesetzt und können deshalb tagsüber vor Ort geladen werden, ideal für die Nutzung von Solarenergie. Deshalb realisiert Hugelshofer Gross-Solaranlagen auf ihren Dächern und auf einem neu gebauten Truckport mit 14 Hochleistungs-Ladestationen und zwei Trafostationen.
Netzausbau nötig
Parallel zum Ausbau von PV-Anlagen müssen auch die Stromnetze optimiert und ausgebaut werden. In einem ersten Schritt geschieht dies durch Lastmanagement, d.h. durch zeitliche Verteilung der Netzbelastung, um die bestehende Anschlussleistung optimal auszunutzen, sowie durch Stromspeicher. Bei Solar-Grossanlagen ist jedoch ein Netzausbau durch zusätzliche Trafostationen und Leitungsverstärkungen nötig. Oft erschweren veraltete Reglemente und unterschiedliche Tarife den Solar-Ausbau. Ein Problem, welches im Kanton Thurgau mit rund 90 Elektrizitätsversorgern besonders verbreitet ist.
Recycling möglich!
Als Argument gegen PV-Anlagen wird oft der Ressourcen-Verbrauch und mangelndes Recycling moniert. Moderne PV-Module bestehen zu 80 Prozent aus Glas. Die weiteren Bestandteile sind Silizium-Wafer, Kunststoffe und Metalle (Verbindung und teilweise Rahmen). Die Metalle können beim Recycling leicht abgetrennt werden. Das Glas und die Silizium-Wafer werden nicht separat rezykliert, sondern meist zu Glaswolle als Dämmmaterial in der Baubranche verarbeitet. Der verbleibende Kunststoff (vor allem Verbundfolie und Kabelisolation) wird oft in der Zementindustrie energetisch verwertet.
Eine Solaranlage auf dem eigenen Dach muss keine finanzielle Belastung für den Hausbesitzer bedeuten. Man kann das Dach auch vermieten, von günstigem Eigenstrom profitieren und auch noch Gewinne erwirtschaften. Dazu wurden erfolgreich umgesetzte Modelle vorgestellt.
red